Thal, Lilli: Vialla und Romaro
Gerstenberg Verlag 2007
295 Seiten
Gebundene Ausgabe 14,90 €
ISBN-13: 978-3-8369-5146-3
ab 13 Jahre

Bedrohte Liebe im wilden Wald


Als Vialla Romaro zum ersten Mal erblickt, weiß sie, dass sie nur ihn als ihren Bräutigam auswählen wird. Denn Vialla ist tagelang auf schmalen Pfaden durch den wilden Wald gereist, um nun zusammen mit anderen Mädchen ihres Heimatdorfes in einem entfernten Dorf ihren Bräutigam zu wählen und ab dann mit diesem zusammen zu leben. Die Tradition der Brautzüge regelt in dieser fast völlig aus Wald bestehenden Welt, wann die heiratsfähigen jungen Menschen der einzelnen Dörfer ihre Reise durch den Wald antreten um anderswo ihr Glück zu finden.

Vialla und Romaro jedoch werden als Paar nicht akzeptiert. Mit Donnerstimme verkündet der Pope des Dorfes, dass sie sich zu ähnlich seien und eine Heirat daher nicht in Frage käme. Die beiden jungen Menschen sind am Boden zerstört. Längst haben sie ihre Liebe zueinander entdeckt und wissen, dass sie zusammen gehören. Doch dem Urteil des Popen können sie sich nicht entgegen stellen und so reist Vialla mit ihren Eltern und ohne Romaro zurück in ihr Dorf. Doch Romaro hat längst einen Plan entwickelt, wie er mit Vialla abseits der ihnen bekannten Zivilisation eine gemeinsame Zukunft haben werden. Und so nimmt Romaro Vialla mit auf die Reise durch den wilden Wald. Doch die Reise ist gefährlich, denn abseits der Pfade lauern Dämonen. Auf der Flucht durch die Wildnis gehen die beiden Verliebten in die Irre. Sie geraten an das Ufer eines Teiches. Romaro tritt ein Mädchen mit goldenen Haaren entgegen, dessen Anblick ihn alles andere vergessen lässt. Viallo sieht jedoch die wahre Gestalt. Das Mädchen ist in Wirklichkeit ein Dämon, der auf Beute lauert. Ein Kampf beginnt. Während sich Romaro in einem riesigen Schloss wähnt, sitzt er in einem winzigen Gefängnis fest, umgeben von Truggespinsten, die ihm der Dämon vorgaukelt.

Doch Vialla gibt nicht kampflos auf. Sie ist bereit, sich dem Dämon entgegenzustellen. Ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt...

Ein ungewöhnliches Buch ist „Vialla und Romaro“. Wir tauchen ein in eine Welt, die uns im ersten Moment vollkommen fremd erscheint und die dann doch auch vereinzelt Elemente enthält, die uns bekannt vorkommen. Die Dörfer haben ihre eigenen Gesetze, Aberglaube ist weit verbreitet und die Macht des Popen ist groß. Um die Dörfer erstreckt sich der zahme Wald, der die Menschen ernährt und ihnen Raum zum Leben gibt. Doch außerhalb der Zivilisation lauert das Wilde, das Unbekannte. Die Menschen werden gewarnt, vom rechten Weg abzukommen. Eine Warnung die sich so auch in Märchen wie dem von Rotkäppchen wiederfindet. Verlässt du den Weg, dann wartet die Gefahr auf dich.
Das muss nun auch die Liebe von Vialla und Romaro erfahren. Romaro wird von dem Dämon verführt und vergießt die wahre Liebe. Er lässt sich von Äußerlichkeiten blenden und glaubt sich in einem Paradies, wo er in Wirklichkeit doch nur in einem schäbigen Loch im Inneren eines Weidenbaums kauert. Verloren wäre er, wenn Vialla nicht alles tun würde, um ihren Liebsten aus den Klauen des Dämons zu befreien. Dabei schwebt auch Vialla längst in Gefahr. Das Buch lässt viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Man kann manches zwischen den Zeilen lesen.

Die Bilder, die Lilli Thal in ihrem märchenhaften Roman beschreibt, sind voller Poesie. Eine Liebe, die selbst dämonischen Kräften trotz, die ausdauernd an dem Liebsten festhält und ihn nicht aufgibt, begegnet dem Leser und zieht ihn tief in die Geschichte hinein. Die wunderschöne Sprache, mit der der Roman geschrieben ist, lassen das Lesen zu einem wahren Vergnügen werden. Doch Vorsicht! Einmal in die Geschichte eingetaucht, gibt sie einen nicht eher wieder frei, bis man sie zu Ende gelesen hat.

Rezensiert von Christine Sinnwell-Backes