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Robson, Jenny
Peter Hammer Verlag 2007 167 Seiten
Gebundene Ausgabe 13,00 €
ISBN-13: 978-3-779-50152-7
ab 13 Jahre
Ein Buch um HIV, Zivilcourage und die Liebe zur Musik
HIV und Aids spielen in Afrika eine große Rolle. Trotz der Gefahr wird
die Krankheit dennoch oft am Liebsten verschwiegen. Das muss auch Gaone
erkennen, die in einer afrikanischen Kleinstadt lebt, unter deren
idyllischer Oberfläche sich Abgründe auftun. Die Schülerin sieht sich
mit einem grausamen Mord konfrontiert, der an der beliebten Lehrerin
und Chorleiterin Miss Diko verübt worden ist. Die junge Lehrerin hatte
sich kurz vor ihrem Tod in der Öffentlichkeit als HIV-Positiv geoutet
und damit großen Mut bewiesen. Denn niemand möchte der Wahrheit ins
Gesicht sehen, dass der Virus längst auch unter ihnen ist und sich aus
ihrer Mitte Opfer sucht. Für Gaone ist das Thema HIV besonders
fesselnd. Alles möchte sie über die Krankheit wissen. Sie kennt
Statistiken darüber, wie viele Menschen sich täglich neu infizieren,
oder wie viele Menschen den Virus bereits in sich tragen. Ihre
Besessenheit geht auf den Tod der Mutter zurück, die ebenfalls dem
Virus zum Opfer gefallen ist. Nun wohnt das junge Mädchen zusammen mit
ihrer jüngeren Schwester bei ihrer Tante. Doch auch in ihrem jetzigen
Umkreis wird sie immer wieder mit der tückischen Krankheit
konfrontiert.
Der Mord, die Sorge um ihre Schwester lassen ihre Gefühle in Aufruhr
geraten. „All for Love“ ist eine spannend zu lesende Geschichte um
Aids, Zivilcourage, aber auch Liebe und Musik.
„Damals, im Zweiten Weltkrieg, haben 6 Millionen Juden ihr Leben in den
Konzentrationslagern verloren [...] Aber hier in Afrika haben bis zum
jetzigen Augenblick dreiundzwanzig Millionen Menschen ihr Leben durch
Aids verloren“. Dieser Satz, den Gaone in einem Brief liest, umschreibt
gut das Gefühl der Ohnmacht, mit der sich Afrika dem Virus gegenüber
stehen sieht. Auch Gaone musste zusehen, wie der Virus ihre Mutter
langsam getötet hat und auch nun wieder um sich greift. Durch ihre
Figur erlebt der Leser die Tragik der HIV-Ausbreitung mit. Gaone hat
viel zu sagen, sie kennt die Fakten und weiß, wie man sich vor Aids
schützen kann. Dennoch muss sie hilflos zuschauen, wie sich um sie
herum Menschen neu infizieren und die Stadt dennoch an ihrem Image
festhält, Aidsfrei zu sein. Mit Miss Diko begegnen wir jedoch einem
couragierten Menschen, der seinen Ruf und sein eigenes Leben aufs Spiel
setzt, um andere Menschen vor der Gefahr durch Aids zu warnen. Nicht
der Virus, der auch sie befallen hat, nein, ihr Engagement und ihre
Selbstlosigkeit werden zu ihrem Todesurteil. Gerade weil sie die Dinge
beim Namen nennt, wird sie zum Schweigen gebracht.
Die Autorin erzählt die Geschichte nicht linear. Vielmehr springt Gaone
in ihren Erzählungen zwischen den Zeiten hin und her. So erfahren wir
nach und nach von Geschehnissen, die sich vor und nach der Ermordung
von Miss Diko zugetragen haben. Der Mord steht dabei aber im
Mittelpunkt. Um ihn ist die Erzählung aufgebaut. Doch erst nach und
nach enthüllt sich dem Leser das Motiv und er beginnt die Teile zu
einem Bild zusammenzusetzen und zu begreifen, wie es zu der Tat kam und
wer sie begangen hat. Dieses Zusammenknüpfen der Handlung ist ebenso
geschickt wie spannend und lässt einen das Buch fast nicht mehr aus der
Hand legen. Doch nicht nur die Erzählung wie es zu der Mordtat kam,
auch die Angst Gaones vor AIDS und um ihre Schwester bilden einen
wichtigen Erzählstrang. „All for Love“ gehört sicherlich nicht zu den
Büchern, die man liest und wieder vergisst. Das Bild Gaones und ihrer
Geschichte sind wunderbar lebendig erzählt und prägen sich dem Leser
tief ein. Und viel wichtiger noch: Das Buch regt zum Nachdenken an.
Auch wenn man es beendet hat, wird man sich noch einige Gedanken um
AIDS, HIV aber auch um Zivilcourage machen.
Rezensiert von Christine Sinnwell-Backes
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